Heilkräuter,  Rezepte

Frischer Salat aus Wildkräutern gegen Frühjahrsmüdigkeit

Bärlauch & Scharbockskraut waren die Ersten

Wir haben Ende April, die Tage werden länger, die warmen Sonnenstunden nehmen zu und überall sprießt das frische Grün aus der Erde. Begonnen hat alles für mich schon im März mit dem Berliner Bärlauch (mein Hund sitzt mitten drin), als er freudig sprießte, da war z.B. der Gundermann noch winzig und selbst vom Scharbockskraut wenig zu sehen. Nun ist sowohl meine Bärlauchsaison vorüber und das Scharbockskraut blüht auch schon seit gut zwei Wochen. Dafür sind die Wildkräuter am Weges- und Waldrand und auch in den verwunschenen Ecken des Gartens förmlich explodiert. Hier findest Du eine kleine Auswahl an wunderbaren Wildkräutern im Frühling. Du kannst sie einfach auf dein Brot, im Salat, Pfannkuchen oder Quark essen. Ich esse sie auch gerne einfach so: gepflückt, bedankt und ab in den Mund. Was für eine Wonne!

Lieber keinen Eisbergsalat

Wildkräuter haben Power! Abgesehen davon, dass sie nachweislich einen viel höheren Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen enthalten, als im Laden gekaufter Salat, haben sie die Kraft von Mutter Erde in sich gespeichert. Das kann ein gehaltloser, wässriger Eisbergsalat einfach nicht bringen. Ich esse keinen Eisbergsalat, denn wenn ich ihn im Supermarkt liegen sehe, dann löst er ein Fragezeichen in meinem Kopf aus, warum ich dieses wässrige Etwas wohl essen sollte.

Wildkräuter sind wild

Wildkräuter leben. Ich pflücke sie, halte sie in der Hand und spüre ihr Pulsieren, ihr Sein im Wind und Wetter, ihr Streben Richtung Sonnenlicht, ihre Wildheit, ihre Lebendigkeit und genau dies will ich mir doch einverleiben. Um somit meine eigene Wildheit zu nähren. Da ist etwas, was ich mit ihnen aufnehme, was man im Labor vielleicht nicht messen kann. Da ist eine Kraft, die man fühlen kann, wenn man sich mit der Natur verbunden fühlt. Wenn man für sich selbst den Kreislauf zu verstehen beginnt. Alles wird geboren, erblickt das Licht, lebt sein Leben, egal wie lang, langsam oder intensiv, holprig oder sanft, wild und frei oder in Plastik gehüllt. Viele unserer Wohnungen oder Häuser empfinde ich wie aus Plastik, meinetwegen hübsch designt, vielleicht teuer oder mit Holzmaserung beklebt, trotzdem bleiben sie unnatürliche. Da ist keine Lebendigkeit und auch kein Inhalt mehr, wie der trostlose, leere Eisbergsalat, der uns mit seiner Knackigkeit einen gesunden Inhalt vorgaukelt. Also wählst Du lieber einen Eisbergsalat oder den frischen Giersch, der Dir, der Sonne und dem Sturm ausgesetzt, in aller Intensität die frische Briese des Lebens anbietet.

Danke Mutter Natur

Wenn ich einen Stängel Vogelmiere abpflücke und ihn esse, dann nehme ich ein Stück wilde Natur in mir auf. Ich bin dankbar für das, was dort wächst. Und somit stärke ich meine Naturverbundenheit. Folglich gebe ich Mutter Natur einen Impuls, dass sie noch mehr für mich wachsen lassen darf, wenn ich etwas von ihr nehme. Sie tut dies gern, sie möchte für ihre Kinder sorgen. Dieses in die Natur gehen mit auf den Boden gerichteten Blick, suchend, entdeckend,, dann das dankbare Pflücken und schließlich das aufessen, all das schafft Naturverbundenheit. Und je größer diese wird, um so mehr ist dabei auch der Wunsch die Natur und meine Mutter Erde zu achten und zu schützen.

So, nun aber zu einem leckeren, vielseitigen Frühlings-Wildkräutersalat

Beim Sammeln natürlich darauf achten, dass Du weit genug entfernt bist von Hunderouten, gedüngten Wiesen, Viehweiden oder viel befahrenen Straßen. Hör einfach auf dein Gefühl, es wird Dich zu den geeigneten Sammelorten führen. Sammle nur das, was Du sicher bestimmen kannst.

Nach dem Sammeln gut waschen, wobei ich da auch nach Gefühl gehe, denn gerade beim Campen ist Trinkwasser knapp. Blüten wasche ich in der Regel nicht und wenn ich am Wegesrand etwas finde, dass gleich in meinen Mund will, dann muss ich das jetzt auch nicht waschen.

Den Salat kannst Du nach Deinem Gusto würzen, so wie Du es vielleicht auch mit einem Ruccola- oder Feldsalat tun würdest. Ich nehme meist Pfeffer und Salz, ein wenig Balsamico oder Zitrone, Senf ist auch eine gute Idee, Agavensirup und gutes Olivenöl. Oder, was ich auch liebe, ist einfach all die gesammelten Kräuter auf einem leckeren Ziegenkäse-Dinkeltoast einfach mit zu verzehren.

Giersch: Er kann die Grundlage sein für einen Frühlingssalat. Ganz mild mit einem feinen möhrigen Aroma. Du erkennst ihn gut an den drei mal drei Blättern und an seinem dreieckigen Stängel. Am besten sind hier die ganz frischen Blätter, die die sich gerade am entfalten sind und noch ein wenig glänzen, auch sind sie ein wenig heller. Aber auch die matten dunkleren Blätter eigenen sich noch zum roh essen. Mein Freund ist heilfroh, dass ich ihm helfe, den Giersch zu dezimieren, sprich einfach aufesse, in seinem Garten, denn er breitet sich durch seine ungeheure Wuchskraft schnell im Garten aus. Tja, so spart man sich den Spinatanbau, denn so kann man Giersch auch ganz wunderbar zubereiten. Bei Gicht und Rheuma kann man seine Blätter zerquetschen und einfach auf die schmerzenden Gelenke auftragen, ebenso bei Insektenstichen oder Verbrennungen. Inhaltsstoffe: Vitamin C, Mineralstoffe, Flavonoide, ätherische Öle (darum riecht er auch so lecker)

Scharbockskraut: Bis zur gelben Blüte kann man die sehr Vitamin C reichen, leicht glänzenden, ein bisschen scharfen Blätter gut sammeln und einem Salat beimischen. Sobald die gelbe Blüte erscheint, bildet sich das schwach giftige Protoanemonin, darum dann die Blätter nicht mehr roh essen. Abgekocht und getrocknet sind sie unbedenklich. Sie sind mit die ersten Blätter im Vorfrühling, die es zu ernten gibt. Bei meinem Liebsten im Garten hat sich wahrlich ein riesiger Scharbockskraut -Teppich rund ums Gartenhäuschen gebildet, aber auch in den Parks in Berlin und Potsdam unter den Bäumen ist es in riesigen Mengen zu finden. Der Name Scharbock verrät noch seine heilende Eigenschaft von Skorbut. Auch hilft eine Salbe bei Hämorrhoiden oder Hautproblemen. In den Blattachseln wachsen Bulbillen, das sind stärkehaltige Brutknospen, die ganz wunderbar als Gemüse gegessen werden können. Inhaltsstoffe: Vitamin C, Saponine, Protoanemonin ab der Blüte

Hopfen: Eine Delikatesse anscheinend auch für Hunde, denn meine Arya konnte gar nicht damit aufhören, die frischen, jungen, noch leicht gefalteten Blätter vom Stängel zu futtern. Die jungen Triebe eignen sich als Spargelersatz, die Blätter kommen in den Salat und die weiblichen Hopfenzapfen kann man am Ende vom Sommer dann für einen Tee ernten, sehr beruhigend. Bei Schlafproblemen einfach sein Kissen mit Hopfen füllen. In der Frauenheilkunde wirkt Hopfen bei unregelmäßiger Periode und bei Wechseljahresbeschwerden. Inhaltsstoffe: Gerb- und Bitterstoffe, ätherisches Öl, Flavonoide, östrogenartige Phytosteroide

Gänseblümchen: Wer kennt nicht diese kleinen Schönheiten, die nachts ihre Blütenköpfchen verschließen. Pflück mal eine und beiß hinein. Ganz mild! Für unseren Salat brauchen wir die Blüten (die ganzen Blüten schmecken mir nicht ganz so gut, darum einfach nur die Blütenblättchen verwenden), aber auch die Knospen und die Blätter, die in kleinen Rosetten wachsen. Die Blüten des Gänseblümchens eignen sich auch gut für Tee und haben eine Blut reinigende Wirkung. Inhaltsstoffe: Saponine, Anthoxanthin, Flavonoide, Vitamine, Mineralstoffe, Bitter- und Gerbstoffe, ätherisches Öl

Taubnessel: Wie kleine Türmchen stehen sie oft zu hunderten am Waldesrand oder auf den Wiesen. Du kannst das ganze Kraut essen, nach meinem Geschmack ist es aber ein wenig zu muffig, darum nimm nur wenige grüne Blätter. Ganz besonders lecker sind dagegen die rosafarbenen Blüten oder natürlich auch die Blüten der weißen oder gelben Taubnessel. Probiere mal eine und achte auf den süßen Nektartropfen, der sich unten in ihr versteckt. Ist keiner mehr drin, dann war eine Hummel vor Dir da! Das ist auch der Grund, warum wir beim Sammeln keine Pflanzen kahl Pflücken, sondern immer nur ein paar Blüten nehmen. Es soll genug für die Insekten bleiben. Inhaltsstoffe: Saponine, ätherische Öle, Schleim- und Gerbstoffe, Flavon-Glykoside, Vitamin A.

Gundermann: Er kriecht über den Boden und ist unverwechselbar durch seine kleinen rund gezahnten Blätter. Ich kann nachvollziehen, dass er gute Hausgeister beherbergen soll, so fühlt er sich wirklich an. Außerdem löst er uns aus der Winterstarre in einen aktiven Frühling zu gehen. Ich verwende den ganzen oberen Teil samt Blüten. Die Gundelrebe ist im Gegensatz zum Giersch eher scharf, darum betrachte ihn eher als Würzkräuterlie anstatt als Salat. “Gund” ist ein altes Wort für Eiter, darum ist er gut bei der Wundheilung. Wenn man seine Blätter zerreibt und den Duft einatmet, soll das bei Kopfschmerzen helfen. Inhaltsstoffe: Gerb- und Bitterstoffe, Vitamin C, ätherisches Öl, Mineralstoffe, Saponine

Löwenzahn: Bist Du auch mit dem Gerücht aufgewachsen, der weiße Milchsaft sei giftig? So schade, denn das stimmt überhaupt nicht. Du kannst die Blätter, Blüten und Knospen essen. Wobei die Blätter einen etwas bitteren Geschmack haben und darum nur einen kleinen Teil deines Salates ausmachen sollten. Füge auch ein paar Knospen hinzu, die kann man auch ganz wunderbar in Öl mit Knoblauch uns Salz anbraten. Die ganzen Blüten mag ich jetzt nicht so, darum rupfe ich die gelben Blütenblättchen heraus. Den lustigen Beinamen “Bettpisser” hat der Löwenzahn wegen seiner harntreibenden Wirkung. Inhaltsstoffe: Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide, Karotine, Triterpene, Vitamin A, C, B, D, Mineralstoffe, Inulin, Schleimstoffe, ätherisches Öl

Vogelmiere: Auch ein ganz mildes, ein wenig nach Mais schmeckendes Wildgemüse, dass sich überall am Boden verbreitet, wo es feucht und halbschattig ist. Gut zu erkennen an den kleinen weißen sternförmigen Blüten, den langen, rankenden Stielen mit einem feinen Haarstreifen. Sozusagen der Punk unter den Wildkräutern. Ich mag es sehr gerne einfach roh, aber es darf nicht überwiegen, es muss immer noch ein anderes Kraut dazu. Es wirkt schleimlösend bei Husten, für mich mit meine Dauerhusten eine schöne Info. Auch wirkt es bei Hautentzündungen und juckenden Ekzemen. Inhaltsstoffe: Viele Saponine (darum nur in Maßen verspeisen), Flavonoide, Mineralstoffe, Vitamine

Schafgarbe: Die jungen Blättchen im Frühjahr erinnern an die Augenbraue der Venus. Und genau so ist ihre Form, länglich und ganz fein gefiedert. Besonders die kleinen Blätter eigenen sich gut für den Salat, die etwas größeren werden schnell auch fester und müssen dann gut klein geschnitten werden sonst fühlen sie sich fast stachelig auf der Zunge an. Seine Heilwirkung ist riesig: krampflösend, blutstillend, entzündungshemmend und desinfizierend. Ich räucher ja so gerne und freue mich schon auf das getrocknete Kraut, welches sich hervorragend für die Visionssuche eignet. Inhaltsstoffe: Kalium, Gerb- und Bitterstoffe, ätherische Öle, Flavonoide, Mineralstoffe

Knoblauchsrauke: Vielleicht hast Du Glück und Du findest schon ein paar frühe Blätter. Der Vorteil gegenüber dem Bärlauch ist bei der Knoblauchsrauke, dass Du nach dem Essen nicht so einen strengen Knoblauchatem hast. Ich mag sie ganz besonders gerne und kann es immer kaum abwarten, bis sie endlich wächst. Sie hat auch eine hustenlösende Wirkung und ist gut bei Asthma. Auch zur Wundheilung und bei Insektenstichen. Inhaltsstoffe: Saponine, ätherische Öle. Senfölglykoside, Vitamine, Mineralstoffe

Die Brunnenkresse habe ich in diesem Beitrag nicht weiter beschrieben, denn sie wächst an einem andern Standort. Sie braucht fließendes, klaren Wasser, um wachsen zu können. Darum hier ein ganz eigener Beitrag zu diesem besonderen Pflanzenwesen, welches auch im Winter über grün wächst: Brunnenkresse, die Klarheit bringende

Wenn Du mehr über Wildkräuter erfahren möchtest, so kann ich Dir dieses ganz wundervolle Buch empfehlen: Wildpflanzen zum Genießen von Rita und Frank Lüder

Vielleicht hast Du ja Lust einen Kommentar zu schreiben. Welche Wildkräuter helfen Dir, die Frühjahrsmüdigkeit zu überwinden? Du kannst auch Deine eigene Website verlinken, so machst Du gleich ein wenig Werbung für Dich.

4 Comments

  • Claudia Stolte-Braun

    Hallo liebe Birgit,
    Ein toller Bericht. Hab mich leider noch nie damit befasst. Unter deiner Anleitung würde ich auch einen Wildkräuter-Salat gerne ausprobieren. Werde ab nun die Augen offen halten. Weiterhin gutes Gelingen und Spaß beim Sammeln der Kräuter.

  • Christine Diehl

    Wow danke Dir liebe Birgit für all diese wertvollen Infos!!! Eigentlich ohne Worte, wenn man sich bewusst macht, was alles da ist und wonach wir überall suchen….die Natur ist die reinste Apotheke, Energiequelle, Immunsbuster……Ich freue mich jetzt gleich auf meinen Spaziergang und über all die lehrreichen Infos auf allen Ebenen!! 🙂

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